Philipp Riederle, Mitglied der Gen Y, Deutschlands jüngster Unternehmensberater und Autor von „Wie wir arbeiten und was wir fordern“ erklärt: „Wir haben andere Wertvorstellungen: Macht, Reichtum und Status sind viel weniger wichtig für uns als Sinnhaftigkeit und aktives Mitgestalten.“
Was bedeutet das nun für Recruiting in Zeiten des Fachkräftemangels und dem demografischen Wandel? Ein Teil meines 4-Säulen-Modells zur SINN-Frage ist der „Innere Frieden“. Hier geht es darum, in wieweit sich der Bewerber mit der Vision, der corporate culture, aber auch dem Ruf des Unternehmens identifizieren kann. Für den einen ist z.B. google oder facebook der attraktivste Arbeitgeber überhaupt, andere weigern sich, für diese Firmen zu arbeiten. Was für den einen durchaus SINNvoll ist, kann für den anderen ein NoGo sein. Woran müssen Unternehmen arbeiten, um attraktiv für qualifizierte Bewerber sein? Was müssen sie tun, damit jemand tief im Inneren stolz ist, bei diesem Unternehmen arbeiten zu dürfen? Der Innere Frieden ist das zufriedene Gefühl, beim richtigen Arbeitgeber zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Doch woran macht der Bewerber das fest? Welche Einflüsse prasseln auf ihn während der Bewerbungsphase ein? Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) stellte gerade im Oktober 2018 in einer Studie fest, dass für die heutige Jugend Status und Ansehen als Einflussgröße Nummer eins gilt. Und das gilt nicht nur für die richtigen Turnschuhe, das neueste Smartphone oder die Marke der Jeans, sondern auch für die Wahl des Arbeitsplatzes bzw. der Ausbildungsstätte. Plattformen wie Kununu, Glassdoor & Co werden dazu genutzt, Image und Reputation „abzuchecken“. Wie cool ist es, bei dem einen oder anderen Arbeitgeber zu arbeiten? Sind meine Eltern, mein soziales Umfeld stolz auf mich, wenn ich hier eine Ausbildung oder einen Job anfange? Kann ich den Job mit meinen Werten vereinbaren? Kann ich hinter dem Unternehmenszweck stehen, z.B. in der Rüstungsindustrie, aber vielleicht auch Pharma, Atomkraft etc.? Bin ich hier mit mir „im Reinen“? Ob der Bewerber das mit Ja beantworten kann, hängt von dessen Persönlichkeit, aber auch vom guten Recruiting Marketing des Unternehmens ab. Nicht umsonst sind die Auszeichnungen zum besten Arbeitgeber Deutschlands oder Great Places to Work begehrt. So hat eine Abstimmung über kununu 2018 adidas auf Platz 1, google Germany auf Platz 2 und Bayer auf Platz 3 – noch vor BMW, Daimler, SAP, Puma und dem Flughafen München. Letzteres war übrigens auch mein erster Arbeitgeber…
Überlegen Sie sich, wie Sie im heutigen War of Talents den Bewerbern ihren Inneren Frieden geben können. Denn wer grundsätzlich mit sich und seinem Arbeitgeber im Reinen ist, den können auch Konflikte am Arbeitsplatz oder große Change-Projekte so schnell nicht aus der Bahn werfen.